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MM: Unsere Aufgabe wird nicht einfacher

Ilvesheim: Arbeitskreis will durch praktische Hilfestellung die Integration fördern / Sorgen wegen menschenverachtender Vorgänge in Köln und anderswo

 

Archiv-Artikel vom Samstag, den 09.01.2016, von unserem Redaktionsmitglied Klaus Neumann

 

 

"Unsere Aufgabe wird nach den Ereignissen in Köln und andernorts bestimmt nicht einfacher, bleibt aber notwendig". Auch Altgemeinderat Dieter Münster - mit Doris Hartmann Kopf des Arbeitskreises "Integration: Ilvesheim sagt JA" - ist über die brutalen Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in der Domstadt und anderswo, an der Flüchtlinge beteiligt waren, erschüttert. "Solche massiven Vorgänge sind menschenverachtend und dürfen sich nicht wiederholen. Sie multiplizieren die bereits bestehenden Ängste um ein Vielfaches", macht sich Münster Sorgen um die Integration.

 

In Ilvesheim macht man dabei gute Erfahrungen mit Asylbewerbern. Aktuell leben 14 Menschen aus Pakistan auf der Insel. Sie gehören der Ahmadiyya Religionsgemeinschaft an. Um ein Zeichen der Freundschaft zu setzen hat die Ahmadiyya Muslim Gemeinde im Dezember vergangenen Jahres vor der Gemeindebücherei einen Baum gepflanzt und anschließend zu einem Fest ins Bürgerhaus "Hirsch" eingeladen. Am Neujahrsmorgen haben sich Mitglieder der Religionsgemeinschaft mit Besen und Schaufel bewaffnet, um die Spuren der Feier zu beseitigen. Dieter Münster und Klaus Berger haben sich ebenfalls an den Aufräumarbeiten beteiligt.

 

Die Inselgemeinde indessen wird neue Flüchtlinge aufnehmen müssen. Wie Bürgermeister Andreas Metz beim Neujahrsempfang am Mittwoch betonte, werden weitere 40 in diesem Jahr und zusätzlich 100 Flüchtlinge im nächsten Jahr erwartet. Das wird die Verwaltung und den Gemeinderat fordern. Unterkünfte müssen zur Verfügung gestellt werden. Die Integration will der neue Arbeitskreis fördern helfen. "Wir als AK wollen durch praktische Hilfestellung und direkte Kontakte zum guten Gelingen beitragen, Plattform und Anlaufstelle sein für Fragen, Kritik und Anregungen, den Dialog fördern, die positive Energie in der Bevölkerung nutzen, umgekehrt auch Ängste und Sorgen abbauen, die durchaus nicht immer unbegründet sind", umreißt der Arbeitskreis sein Aufgabenfeld.

 

Das Erlernen der deutschen Sprache setzt der AK dabei an die erste Stelle. Zwei Mitglieder des Arbeitskreises bieten solche Kurse im Rathaus schon kostenfrei an, informierte Dieter Münster. Ziel sei auch, "das rege örtliche Vereinsleben für eine starke Mitarbeit zu gewinnen, zu überzeugen, dass beide Seiten mit der Zeit davon profitieren". Wichtig sei auch, den neuen Mitbürgern die Werteordnung Deutschlands nachvollziehbar darzustellen, wie beispielsweise Gleichberechtigung, Meinungs- und Religionsfreiheit.

 

Treffen am Dienstag

Im Oktober vergangenen Jahres hatte Bürgermeister Andreas Metz die Bürger zu einer ersten Veranstaltung ins Rathaus eingeladen, bei der die Thematik Flüchtlinge im Fokus stand. Über 80 Personen signalisierten hier ihre Hilfe zur Mitarbeit. Wenig später formierte sich ein fester Arbeitskreis aus 20 Mitgliedern, die sich bereiterklärten die Aufgabenschwerpunkte für die nächsten Monaten festzulegen.

 

Für weitere Absprachen trifft sich der Arbeitskreis Integration am Dienstag, 12. Januar, um 18.30 Uhr im Bürgerhaus Hirsch (DRK-Raum). Weitere Termine: 18. Januar: 10 - 12 Uhr, Rathaus, Infos der Badischen Versicherung, 21. Januar: 19.30 Uhr, Gemeindesaal St. Peter, Gesprächsrunde mit Hans-Hermann Büchsel, Gestaltung und Erfahrungen in der Gemeinde bei Aufnahme von Flüchtlingen.

 

© Mannheimer Morgen, Samstag, 09.01.2016