ILVESHEIM „CAFÉ DER KULTUREN“ MÖCHTE GEGENSEITIGES VERSTÄNDNIS SCHAFFEN UND LÄDT ZUM KENNENLERNEN EIN
Chorleiterin Antje Geiter verteilte für ein Lied Perkussion-Röhren, damit Kinder und auch Erwachsene selbst zur Musik beitragen konnten.
© Zegowitz
„Das ist ganz einfach nett hier, und die Arbeit, die geleistet wird, ist beachtlich“, findet Stefan Bauer. Nach einem langen Arbeitstag hat es ihn zum Ilvesheimer Jugendzentrum (JUZ) verschlagen, wo an diesem Abend das monatliche „Café der Kulturen“ stattfindet. Hier gelingt Kommunikation und Integration wird gelebt, zwischen Paten und Flüchtlingen, Bürgern und Kindern.
An einem warmen Sommerabend ist die Stimmung im grünen und schattigen Garten ausgelassen und entspannt. Die Kleinen spielen mit dem Ball im Hof oder basteln Origami-Figuren, Sprache ist dabei kein Problem. „Für Kinder sowieso nicht, vor allem wenn sie schon im Kindergarten Deutsch lernen“, weiß Doris Hartmann vom Lenkungskreis des Arbeitskreises Integration. Schon nach ein paar Wochen könne man sehen, dass sie erhebliche Fortschritte machten, den Erwachsenen fiele das Ganze schon um einiges schwerer. Da seien Gespräche notwendig, erklärt Dieter Münster. Auch er gehört dem Lenkungskreis an und kümmert sich gemeinsam mit Hartmann um die monatlichen Treffen im JUZ.
Die Kommunikation zwischen Flüchtlingen und Einheimischen liegt auch dem Ilvesheimer Bürgermeister Andreas Metz am Herzen. Seine ganze Familie, von der Ehefrau bis zur Mutter, engagiert sich in der Flüchtlingshilfe. Vor allem die Wohnungszuweisung verlaufe immer sehr stockend. „Gerade haben wir wieder einen Neuzugang aus Eritrea bekommen“, teilt Münster mit. Die Unterbringung gelinge zwar, jedoch nur in sehr kleinen Schritten.
Vernissage am 11. Juli
Man müsse sich einfach aneinander gewöhnen, findet er: Akzeptieren, dass man aus anderen Kulturkreisen kommt und eine gänzlich verschiedene Erziehung genossen habe. Damit das gelingt, bietet die Gemeinde immer wieder Veranstaltungen an. Neu ist dabei eine Fotoausstellung über das Ankommen und Einleben von Geflüchteten in Deutschland, die am 11. Juli mit einer Vernissage eingeleitet wird. „Fotografie ist nämlich nicht von der Sprache abhängig, sie ergreift jede Kultur“, findet Laura Hammerstein vom Deutschen Roten Kreuz aus Mannheim.
„Das Helfen ist fast zu meiner Lebensaufgabe geworden“, erzählt Hartmann. Durch ihre Arbeit bekommt sie Einblicke in unterschiedlichste Lebensweisen. Mubeen Ahmad ist vor drei Jahren nach Ilvesheim gekommen, und nun möchte er gerne in Deutschland heiraten. „Wir warten nur noch auf die Papiere“, sagt Bürgermeister Metz. Mit den Geschichten und Wünschen der Flüchtlinge ist er vertraut. Auch für Mohammed Hiedar und seine Familie hat das Café der Kulturen einen festen Platz im Terminkalender. „Ich rede hier gerne mit allenanderen“, erzählt er. Ganz besonders freuen sich die Gäste an diesem Abend aber auf einen Überraschungsgast: Die Chöre „Flying Lips“ aus Seckenheim und „New Generation“ aus Sandhofen geben gemeinsam unter der Leitung von Antje Geiter, Sozialkoordinatorin der Heinrich-Vetter-Stiftung, einige ihrer stimmungsvollsten Lieder zum Besten.
Schwingen und singen
Mit Perkussion-Kunststoffröhren animieren sie vor allem die Kinder zum Mitmachen, die Erwachsenen schwingen schon ganz von selbst die Hüften oder singen mit. „Wir freuen uns auch, dass das nächste Café der Kulturen auf dem Gelände der Heinrich-Vetter-Stiftung stattfindet“, meint Münster.
Damit wolle der Arbeitskreis auch mal eine andere Ecke aus Ilvesheim erreichen und neue Gesichter kennenlernen. „So wollen wir Integration leichter machen“, erklärt Hartmann. Durch Erzählen, Spaßhaben und das gegenseitige Kennenlernen der Kulturen. niz
© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 21.06.2018