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Das Leben in einer Ilvesheimer Flüchtlings-WG

- der Anfang ist nicht einfach.

 

Der Anfang

Es kommt der erste Abend. Man macht gemeinsam mit den neuen Bettnachbarn Einkäufe und versucht ein Abendessen zusammen zu brutzeln. Hier scheiden sich die Geister oft schon, weil Muslime nicht das gleiche essen wollen wie Christen, oder weil man von zu Hause etwas anderes gewöhnt ist, oder ganz einfach weil die Geschmäcker verschieden sind. Bereits nach wenigen Tagen wird normalerweise schon nicht mehr gemeinsam gekocht, da auch der individuelle Tagesablauf sehr verschieden sein kann. Einer geht zur Nachtschicht und kommt gerade nach Hause wenn der andere aufsteht. Der muss um 7 Uhr los zur Schule. Der nächste hat nur nachmittags Schule, muss erst um 11:30 los, und schläft noch. Und dann gibt’s da noch einen, der muss nirgendwo hin. Er hat nachts bis 2 Uhr gechattet und schläft einfach bis er keine Lust mehr hat.

 

Obwohl die Betten manchmal nur 30cm auseinanderstehen versucht sich jeder in seinem ein privates Umfeld zu schaffen. Der eine hängt ein Bild von der heiligen Familie an die Wand, der andere beginnt mit einem Bettlaken eine Art Wand um sein Bett zu bauen. 

 

Ein „Wohnzimmer“, im Sinne wie wir es verstehen, ist zwar vorhanden, wird aber in erster Linie als Besprechungsraum genutzt, wenn gemeinsam mit Paten über Formularen oder über Briefen gebrütet wird, die eingegangen sind – oder wenn sonstiger Besuch kommt. Klassische Wohnzimmerelemente, wie z.B. einen Fernseher, gibt es leider manchmal nicht, da keine Anschlussmöglichkeit besteht. Dagegen steht hier schon mal der Wäscheständer, das Bügelbrett oder die Heimorgel, die auf dem Flohmarkt für wenig Euro gekauft wurde. Es passiert auch, dass jemand seine Matratze ins Wohnzimmer legt, weil er dort besser schläft als im Schlafzimmer, wo einer noch Musik hören will und der andere die kleine Nähmaschine vom Flohmarkt anwirft, um Kleidung auszubessern – während der dritte versucht Hausaufgaben zu machen.

 

Von ihrer Ankunft an benötigen Flüchtlinge immer wieder Unterstützung in verschiedenen Situationen. Eine kontinuierliche Betreuung durch Paten ist daher wünschenswert. Wir versuchen alle Flüchtlinge mit Paten zu betreuen. Leider ist das aber momentan bei Neuankömmlingen nicht mehr möglich, da wir nicht genug ehrenamtliche Paten haben. Falls Sie Lust haben, Geflüchteten bei ihrem Neuanfang zu helfen, nehmen Sie bitte Kontakt mit doris.hartmann@integration-ilvesheim.de auf. Wenn Sie Ihre Telefonnummer angeben, ruft  sie auch gerne zurück.