Beim Opferfest (21. – 25. August 2018) wird des Propheten Ibrahim/Abraham gedacht, der bereit war, seinen Sohn Ismael/Isaak Gott/Allah zu opfern. Er hat dann ja die Sache im letzten Moment abgeblasen und daraufhin wurde mit Freunden und Bedürftigen ein Widder geopfert. Man feiert also eigentlich das Vertrauen in Gott.
Es ist bei gläubigen Muslimen das „Große Fest“, also das wichtigste im ganzen Jahr. Theoretisch ist es üblich, zur Feier des Festes ein Tier zu opfern. Ein Drittel soll von Freunden und Verwandten, eines von bedürftigen Menschen und nur das letzte Drittel von der Familie selbst gegessen werden.
Ganz so exakt machen es unsere Flüchtlinge nicht. Dazu reicht das Geld nicht und dazu gibt es auch nicht genügend „Esser“. Und „bedürftig“ sind ja manche von ihnen selbst. Aber gegessen wird natürlich schon. Zusammen mit Mitbewohnern, Freunden und Paten. Viele Flüchtlinge lassen zum Opferfest ein Tier in ihrem Heimatland schlachten und unterstützen damit die Familie oder Verwandte. Manche lassen das Fleisch auch dort an bedürftige fremde Menschen verteilen. Die Preise dort kann man sich natürlich schon eher leisten als bei uns. Schon vor dem Fest wurde die Wohnung ganz festgemäß aufgeräumt und gesäubert. Am ersten Festtag ziehen sich alle besonders schöne Kleidung an und viele Ilvesheimer Flüchtlinge gehen am Morgen in die Moschee. Zuhause würden sie danach auf den Friedhof gehen und der Verstorbenen gedenken – das geht hier bei uns nicht... Danach gibt es das Festessen. Zur Feier des Tage gibt es unter anderem auch Fleisch. Hühnerfleisch und Lamm, das sie extra vom türkischen Metzger in Mannheim geholt haben. Das schmeckt wirklich lecker. Die Flüchtlinge haben oft am Tag zuvor gefastet und sich mit dem Vorbereiten des Essens beschäftigt. Alle wünschen sich „Ein gesegnetes Opferfest“. Die Flüchtlinge machen sich gegenseitig Geschenke. Und wir Paten staunen nicht schlecht darüber, dass auch wir beschenkt werden. Da die Flüchtlinge wenig Geld haben, fallen die Geschenke nicht besonders üppig aus. Aber natürlich freuen wir uns auch über einen Korb mit Früchten sehr. Die christlichen Bewohner der Unterkunft feiern, schenken und essen einfach mit. Wir staunen schon wieder – sie beten vor dem Essen. Bei uns kommen Gefühle und Erinnerungen an längst vergangene Kindertage hoch. Bei unseren Flüchtlingsfamilien stehen die Kinder im Mittelpunkt. Für sie ist es „der“ Höhepunkt des Jahres, denn es gibt Geschenke. Das sind meist nur Süßigkeiten oder kleine Spielsachen. Aber die kleinen Kinderaugen leuchten – wie bei uns zu Weihnachten.
Überhaupt – stimmt – das erinnert alles ein wenig an unser Weihnachten – Wohnung schmücken/putzen, 3 Tage feiern, Festessen, Geschenke und Besuche. Es gibt zwar keine „Opferfestlieder“, allerdings wird mit Musik und Tanz gefeiert, sobald die Paten wieder weg sind. Dank WhatsApp sind wir „fast“ auch dabei. Dieses Jahr feiert Ilvesheim gleichzeitig die Inselkerwe. Dort fühlen sich die Flüchtlinge aber alleine unsicher und trauen sich ohne Paten nicht hin. Anscheinend haben sie Vorurteile – genau wie viele Deutsche. Da fehlt dann doch Gottvertrauen...auf beiden Seiten!?
Eine kontinuierliche Betreuung durch Paten ist für alle Flüchtlinge wünschenswert. Leider ist das aber momentan bei Neuankömmlingen nicht mehr möglich, da wir nicht genug ehrenamtliche Paten haben. Falls Sie Lust haben, Geflüchteten bei ihrem Neuanfang zu helfen, nehmen Sie bitte Kontakt mit doris.hartmann@integration-ilvesheim.de auf. Wenn Sie Ihre Telefonnummer angeben, ruft sie auch gerne zurück.