Vielfalt der Religionen
Verschiedene Religionen werden normalerweise problemlos akzeptiert. Da zieht sich eben der Muslim mal mit seinem Teppich kurz in ein anderes Zimmer zurück – und, dass der Christ vor dem Essen betet, stört die anderen auch nicht. Gemeinsames Essen findet in aller Regel nicht statt.
Religion ist auch ein Grund, warum gemeinsames Essen selten stattfindet. Muslime haben einmal im Jahr Ramadan. Jeder Muslim sollte in diesem (Mond-)Monat nach ganz bestimmten Regeln fasten. Es ist eine der „Fünf Säulen“ im Islam. Gefrühstückt wird schon vor Beginn der Morgendämmerung. Fast jeder isst mehr als sonst und trinkt vor allem viel, denn tagsüber wird nichts gegessen und getrunken. Etliche, aber bei weitem nicht alle, unserer islamischen Flüchtlinge in Ilvesheim folgen diesen Regeln. Bei einer Beschäftigung mit schwerer körperlicher Arbeit wird nicht gefastet.
Bei den orthodoxen Christen, z.B. aus Eritrea wird es dagegen für unsere Begriffe extrem kompliziert. Es gibt 180 Fastentage im Jahr: jeden Mittwoch und jeden Freitag, 40 Tage vor Ostern, die Apostelfastenzeit (jedes Jahr unterschiedlich lang), das 14 tägige Gottesmutterfasten und das 40 tägige Weihnachtsfasten. Außerdem gibt es noch einzelne Fastentage, z.B. am 5. Januar, 29. August und 14. September.
Das Fasten besteht meist im Ausschluss von Wein/Spirituosen, Öl und tierischen Fetten (Fleisch, Fisch, Eier, Butter, Milchprodukten). Unsere Flüchtlinge leben dann also von Brot, Nudeln, Reis, Oliven, Gemüse und Obst. Allerdings gibt es auch Sonderregeln, z.B. falls bestimmte Fastentage auf einen Samstag oder Sonntag fallen oder sich ein einzelner Fastentag innerhalb einer generellen Fastenzeit befindet. Tierische Eiweiße sind fast an allen Fastentagen verboten, an anderen sind aber Eier und Milchprodukte wiederum erlaubt. Es gibt allerdings auch fastenfreie Wochen, nämlich die Woche nach Ostern, die Woche nach Weihnachten, die Woche nach Theophanien und die Woche nach Pfingsten.
Man kann unseren Flüchtlingen den Grad der Frömmigkeit ansehen. Manche schätze ich auf weniger als 50kg. Das kann für manche Frau ein Traum sein – bei einem erwachsenen Mann entsteht aber schon eher die Sorge „wie soll der mal einen kompletten deutschen Arbeitstag durchstehen“?
Falls Sie Lust haben, Geflüchteten bei ihrem Neuanfang zu helfen, nehmen Sie bitte Kontakt mit doris.hartmann@integration-ilvesheim.de auf. Oder kommen Sie einfach mal vorbei – z.B. zum Café der Kulturen am 16. Oktober um 19 Uhr im JUZ.