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SUDAN – wie wird das wohl enden?

 

Der Sudan wird seit 1989 von Omar al-Bashir regiert, der wegen Völkermordes und

Verbrechen gegen die Menschlichkeit vom Internationalen Strafgerichtshof seit 2009 gesucht wird. Allerdings reist er trotzdem problemlos innerhalb der Staaten der Afrikanischen Union, der Arabischen Liga und der Türkei.

 

Seit Mitte Dezember gibt es Proteste gegen Bashir. Auslöser waren Preiserhöhungen für Grundnahrungsmittel. Der Preis für einen Laib Brot hatte sich über Nacht verdreifacht - auf 3 sudanesische Pfund, das waren vor wenigen Jahren  mehr als ein Euro, jetzt sind es umgerechnet gerade mal noch rund 5 Euro-Cent! Dazu kamen starke Preiserhöhungen auch für Benzin. Offiziell gibt es eine Inflationsrate von 70%. In Wirklichkeit soll sie aber bei ca. 140% liegen. Bargeld gibt es kaum noch bei den Banken. Diese sind nicht mehr in der Lage, Guthaben auszuzahlen. In einigen Bundesstaaten wurde der Ausnahmezustand verhängt. „Derzeit wird geraten, zu Hause zu bleiben und nur zwingend notwendige Erledigungen außerhalb des Hauses durchzuführen“ rät das Auswärtige Amt.

 

Der Sudan steht wegen der Unterstützung militanter Islamisten auf der „Schwarzen

Liste“ der USA. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Regierung wegen

fehlender Bürger- und Freiheitsrechte. Und bei den Protesten geht es inzwischen auch nicht mehr nur um die Teuerung, sondern ganz generell gegen Baschir, der das Land seit drei Jahrzehnten autokratisch regiert. Die Menschen wollen einen Wechsel der Regierung. Als die Bürger am 19. Dezember wieder auf die Straßen gingen, griffen die Sicherheitskräfte zu den Waffen. Nach Regierungsangaben starben 19 Menschen, Amnesty International spricht von mindestens 37 Toten. Führer der Opposition und Organisatoren des Streiks wurden verhaftet. Das Vorgehen der Sicherheitskräfte löste Entsetzen und Empörung im ganzen Land aus. Seit Beginn der Proteste sind bis zum 7.1.2019 nach Regierungsangaben 816 Menschen festgenommen worden. 

 

Die „National Front for Change“ arbeitet seit 2014 an einem vom Präsidenten

eingeleiteten Dialog zur Lösung der wirtschaftlichen und sozialen Probleme. Sie

unterstützt jetzt die Forderungen der Demonstranten und sieht nur die Möglichkeit,

die derzeitige Situation durch die Schaffung eines neuen Regimes, das Vertrauen in der Bevölkerung geniest, zu ändern. Gefordert wird eine Übergangsregierung und

Wahlen zur Wiederherstellung von Demokratie und öffentlichen Freiheiten.

 

 Klingt alles gar nicht gut! Aber richtig dramatisch hört es sich erst an, wenn man mit den Flüchtlingen spricht, die den direkten Kontakt dorthin haben: „Viele Menschen leben dort von der Hand in den Mund. Wenn, wie jetzt, eine Ausgangssperre verhängt wird und die Märkte geschlossen werden, dann können viele nicht arbeiten und Geld verdienen und dann gibt es auch nichts zu essen. Die meisten haben kein Geld gespart. Sie geben normalerweise das Geld aus, das sie am Tag zuvor verdient hat. Und deshalb fangen schon jetzt viele an Hunger zu leiden!“

Es sieht ein wenig danach aus, als wenn alles in einem großen gewaltsamen Konflikt enden könnte. Und das kommt uns bekannt vor. Friedliche Demonstrationen, die gewaltsam, mit Todesopfern aufgelöst werden. Hatte es nicht in Syrien genau so  angefangen?

 

Bisher haben die Demonstrationen bei uns nur wenig Aufmerksamkeit bekommen. Vielleicht liegt es daran, dass die Regierung sich EU-Staaten gegenüber bereit erklärt hat (gegen finanzielle Unterstützung) Menschen an der Flucht aus Afrika zu hindern.

 

 Sudanesische Akademiker und Doktoranden haben am 5. Januar in Heidelberg versucht, auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Einer unserer Flüchtlinge, der im Sudan aufgewachsen ist, hatte sich spontan der Gruppe angeschlossen. Sie fordern „Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit.“ Sie wollen, dass friedliche Demonstranten nicht erschossen werden – und sie wollen auch, dass den Menschen im Sudan geholfen wird. Vor allen Dingen aber möchten sie aller Welt zeigen, dass sie ihre Heimat und die Menschen, die dort leiden, nicht vergessen haben. Und sie sind erschüttert über den gedanklichen Vergleich mit Syrien. So etwas wollen sie natürlich auf keinen Fall und sind auch fest davon überzeugt, dass es dazu nicht kommen wird. Gerne erinnern sie an die öffentliche Proteste 1964, nach denen es zu einer friedlichen Übergabe der Amtsgeschäfte von der Militär- an eine Zivilregierung kam. Von so einem Übergang träumen sie jetzt auch wieder – gewaltfrei zu einer besseren Regierung.

 

Präsident Omar al-Bashir hat 3 Tage vor den großen Protesten seinem „Kollegen“ in Syrien einen Besuch abgestattet. In einem von Russland zur Verfügung gestellten Flugzeug wurde dort ein Erfahrungsaustausch möglich gemacht. Putin hatte er im letzten Sommer besucht. Bei Erdogan in Ankara war er auch schon mal. Er hat also ein paar „ziemlich beste Freunde“, die ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen.

 

 

Hoffen wir das Beste! Inschallah!