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MM: Ein herbstlicher Mix der Kulturen

19. September 2019  Autor: Elisa Schütz

 

Das gemeinsame Drachenbasteln animiert nicht nur die Kinder, sondern auch die Erwachsenen zum Mitmachen

© Schütz

 

Bunte Drachen mit breitem Grinsen liegen im Licht der Abendsonne kreuz und quer auf dem Basteltisch vor dem Ilvesheimer Jugendzentrum (JUZ). Von drinnen dringt der einladende Geruch von Zwiebelkuchen nach draußen. Menschen jeden Alters, ob mit oder ohne Migrationshintergrund, waren am vergangenen Dienstag im JUZ Ilvesheim willkommen, sich zu begegnen und kennenzulernen.

 

Das seit zwei Jahren monatlich stattfindende Café der Kulturen ist an diesem Nachmittag zum 22. Mal ein Treffpunkt, bei dem sich Kulturen miteinander vermischen. Organisiert vom Arbeitskreis Integration gemeinsam mit dem Deutschen Roten Kreuz und dem Ilvesheimer JUZ, ist das Thema diesmal der „Monat des Wandels“: der September mit seinen Besonderheiten.

 

Programm für Groß und Klein

Während Stefan Bauer entspannende Hintergrundmusik aus der Konserve abspielen lässt, ist für die Kinder ein gemeinsames Drachenbasteln geboten. Zwischen herbstlicher Deko lockt ein reichhaltiges Buffet, bei dem nicht nur typisch deutsche Köstlichkeiten wie Zwiebelkuchen und neuer Wein im Mittelpunkt stehen. Auch die Geflüchteten haben syrische und pakistanische Spezialitäten nach heimischem Rezept zubereitet und mitgebracht. So lernen nicht nur die Migranten die Traditionen aus Deutschland kennen, sondern es entsteht ein umfassender Austausch zwischen Geflüchteten und Einheimischen. Bereits die Kinder haben hier die Möglichkeit, andere Kulturen zu erleben.

 

Die Besucheranzahl ist diesmal mit gut 20 bis 30 Gästen zwar überschaubar, dafür kommt jeder mit jedem in vertrauter Runde ins Gespräch. „Es muss hier keinen Massenbetrieb geben. Alle, die da sind, sind gerne da und das ist entscheidend“, erklärt Dieter Münster, Sprecher des Arbeitskreises Integration. „Das Programm des Cafés der Kulturen ist immer unterschiedlich und findet stets in neuer Zusammensetzung statt. Man lernt immer neue Leute kennen und es herrscht eine ganz besondere Atmosphäre“, erzählt eine Ehrenamtliche erfreut.

 

130 Flüchtlinge sind es inzwischen, die in Ilvesheim ein neues Zuhause gefunden haben. Anfangs seien es nur Männer gewesen, später kamen dann die Frauen und Kinder hinzu, erzählt Doris Hartmann, Sprecherin des Arbeitskreises Integration. Dies liege daran, dass die Familienmitglieder zeitlich versetzt nach Deutschland gekommen seien. Der oft langwierige Prozess der Familienzusammenführung sei jedoch wichtig, um eine bessere Eingliederung zu ermöglichen.

 

Auch das Café der Kulturen helfe Migranten, sich einzuleben und ihren Kulturschock zu überwinden, darin sind sich die Organisatoren einig. Das regelmäßige Zusammenkommen vereinfache es den Geflüchteten, die grammatikalisch anspruchsvolle Sprache Deutsch zu erlernen und Kontakte in ungezwungener, herzlicher Atmosphäre zu knüpfen. „Es wird getanzt und gesungen. Bei uns ist alles locker, leger und mit viel Freude verbunden, sodass der Tag auch in Erinnerung bleibt“, erklärt Münster. Es entstehe ein Miteinander, bei dem soziale, kulturelle und religiöse Hintergründe keine Rolle spielen, sondern bei dem Respekt und gegenseitiges Verständnis auf Augenhöhe geschaffen werde. 

 

© Mannheimer Morgen, Donnerstag, 19.09.2019